Reinhard Karger
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Karger und Pyras


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cosmic comix
     
Hör-Spiele zwischen Alltag und Galaxis
 
für Stimme und Trommel

von Olaf Pyras und Reinhard Karger
2002 
 
 
 

 
Die moderne Snare-Drum schleppt wie einen Schatten die übermächtige Aura ihrer Vorgängerin (der Marschtrommel) mit sich herum : die Trommel als Signalgeberin, als militärisches Disziplinierungsinstrument, als Metronom der soldatischen Bewegungsvorgänge. Durch vielfältige Präparation, elektrische Verstärkung und ungewöhnliche Spielweisen wird diese Aura aufgebrochen und umgewandelt - der Snare-Drum sind plötzlich liebliche, zarte Töne zu entlocken und ihre durch die Tradition zementierte Aura löst sich auf in einem neuen, reicheren Klangkosmos.

Die menschliche Stimme, zweites Klangaggregat in cosmic comix, nimmt beiläufige, "banale" Alltagsäußerungen zum Ausgangspunkt und stellt sie in überraschende mikroskopische und makroskopische Zusammenhänge, getreu der berühmten "butterfly wing theory": wenn in China ein Schmetterling mit dem Flügel schlägt, ändert sich der Lauf der Welt.....

Aus dem Ineinandergreifen dieser beiden Klangaggregate entstehen groteske und poetische Hör-Spiele - galaktische Fäden durch die Zeiten und Räume....

 
 


 

 
     
     
  PRESSE  
     
Hessische / Niedersächsische Allgemeine, 24. April 2001
 
 
Intellektuelle Klangreise
vom Endlichen bis ins Unendliche
 
Reinhard Karger und Olaf Pyras boten im großen Bali
eine philosophische Klang-Performance mit Witz

Der Planet Uranus ist auf die Leinwand des großen Bali-Kinos projiziert. Ein Schlagzeuger und ein Stimmkünstler ergehen sich davor in allerlei ungewöhnlichen Klängen. Der eine streicht zum Beispiel mit einem Geigenbogen über einen Schneebesen, der auf einer Snare-Drum als Resonanzkörper liegt.

Der andere pfeift, bläst Luft durch die Lippen, macht Plopp-Geräusche. Und wiederholt Sätze, die es in sich haben: Alles was existiert, existiert gerade dadurch, dass es durch seine Verhinderung existiert. Bei Cosmic Comix, dem neuen Projekt von Reinhard Karger (Stimme) und Olaf Pyras (Trommel), handelte es sich um ein intellektuell ansprechendes, oft witziges Spiel um die letzten Dinge.

In einer straff organisierten Stunde zeigten die beiden in der Kasseler Neuen Musik-Szene prominenten Künstler, dass es oft nur ein kleiner Schritt vom Banalen in den Kosmos, vom Endlichen ins Unendliche ist. Bei einer Straßenbahnfahrt hat Karger das Gespräch aufgeschnappt: Bernd heißt er, aber wie weiter, oder Michael. Theologische Brisanz erhielt diese triviale Unsicherheit dadurch, dass Karger sie nach den zwölf Arten von Gottesbeweisen zitierte.

Gut ausgedacht waren auch die musikalischen Aktionen, mit denen das Duo die Gedankenspiele widerspiegelte. Umstellung der Worte und Wiederholungen gaben den Alltagsäußerungen eine Wendung ins Artifizielle. Dass die Snare Drum gegen ihren herkömmlichen Charakter eingesetzt wurde, gehörte ebenfalls zum Thema Transzendierung des Gewöhnlichen.

Durch leises Trommeln mit den Fingerspitzen entkleidete Pyras etwa einen Marsch-Rhythmus des martialischen Pomps. Einmal sorgte das Streichen auf simplen Aluminiumröhren für einen ätherischen Sound, der auch den letzten Romantiker für die Performance einnahm.

Bleibt noch zu erwähnen, dass sich das Bali vorzüglich für solche grenzgängerischen Veranstaltungen eignet - wegen der guten Akustik und der Aura, mit der ein Kinosaal die Fantasie anregt. Es soll deshalb ab Juni für die von Reinhard Karger und Frank Thöner koordinierte Konzertreihe Soundcheck - neue Töne im Kulturbahnhof genutzt werden.

Georg Pepl

 

 
     
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