Reinhard Karger
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  the penrose piano book of pentatonic secrets
  Hellmuth Vivell gewidmet      
  für Klavier solo  2000/01    Hörprobe
 
 
Komplette Playlist auf soundcloud.com hier 
 
Der englische Mathematiker Roger Penrose hat ein faszinierendes Puzzle erdacht: es besteht aus nur zwei Grundelementen - einer großen und einer kleinen Raute - und ergibt als Ganzes doch ein äußerst komplexes und irritierendes Bild. Man erkennt sofort, daß es geordnete, kristallähnliche Strukturen aufweist, kann aber weder ein Zentrum noch - wie sonst bei Kristallen - einen überall identischen kleinsten Grundbaustein ausmachen. Dieses Puzzle versetzt Auge und Gehirn in einen genauso paradoxen wie beunruhigenden Zustand: Chaos und Ordnung gleichzeitig. Die Unruhe rührt daher, daß es sich hier um eine sogenannte "fünfzählige" Struktur handelt: die Seitenlinien aller Rauten ordnen sich parallel zu fünf das Winkeltotal von 360° gleichmäßig unterteilenden Achsen (also eine Art fünfzähliges Koordinatensystem), und das ist für unsere Wahrnehmung und für unser Denken äußerst ungewöhnlich.


Ich habe - ausgehend von diesem ersten Eindruck - versucht, eine parallele musikalische Welt zu erschaffen, die auch von ganz einfachen Grundelementen ausgeht (fünftönige Akkorde) und durch vielfältige Transformationen zu sehr verschiedenartigen Gewichtungen von Ordnung und Chaos gelangt. Auf diese Weise entstand eine neue Art "Pentatonik" - eine experimentelle "Fünftonmusik".
 
 
 

Kassel, 2. Juli 2001   Reinhard Karger
  
 

 
   
     
     
     
  PRESSE  
   
Hessische / Niedersächsische Allgemeine, 24. September 2001
 
 

NEUE KLAVIERMUSIK
 
Ein Komponist der Nicht-Beliebigkeit
 
Einen Musiker der Nicht-Beliebigkeit, so darf man den Kasseler Komponisten Reinhard Karger nennen. Er hält sich an die Einsicht, dass reduziertes Material und die Arbeit mit Systemen die Phantasie anspornt, nicht einschränkt. Aktuelles Beispiel dafür ist the penrose piano book of pentatonic secrets, das Hellmuth Vivell bei einem Konzert mit neuer Klaviermusik im Gießhaus der GhK zur Kasseler Erstaufführung brachte.
 
Eine geglückte Verbindung von Strenge und Unmittelbarkeit: Der eine gute halbe Stunde dauernde Zyklus - angeregt durch ein mit den Kategorien Chaos und Ordnung spielendes Puzzle des Mathematikers Roger Penrose - hat fünf, nicht aus herkömmlicher Pentatonik gebildete fünftönige Akkorde zur Basis. Daraus lässt Karger eine Klangwelt entstehen, die entfernt an diejenige Morton Feldmans erinnert und die zu besonders intensivem Zuhören einlädt - gerade weil wenige Ereignisse stattfinden, Langsamkeit und zurückgenommene Dynamik vorherrschen.
 
Aber die Zartheit ist Gefährdungen ausgesetzt. So mutet im abschließenden 15. Stück ein Crescendo bis zum vierfachen Fortissimo wie ein katastrophischer Vorgang an. Und es ist Zeichen eines feinen Gespürs, dass darauf ein verhaltener Epilog folgt: Emotionalität, die mit Urelementen wie Spannung und Entspannung arbeitet - ohne abgestanden zu wirken. ( ... )
 
Helmuth Vivell - nicht nur in Kassel ein gefragter Pianist, wie Auftritte etwa bei Gidon Kremers rennommiertem Lockenhaus-Festival belegen - war ein ausgezeichneter Anwalt dieser Werke. Es ist auch seiner Sensibilität und Ruhe zu danken, dass Kargers Pentatonische Geheimnisse so starken Eindruck hinterließen.
Georg Pepl
 


     
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